Nur wer das Gestern versteht, findet sich im Heute zurecht
  Schlesienreise 1.-5.5.08
 

Am 1.5.2008 5:00 Uhr traf ich noch die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt. Mit dem "satteln der Ninja" wechselte der sonnige Morgen zum lästigen Regentag. Bis Wroclaw musste ich mit dem Wasser von oben und vorn leben. Besonders lästig war der Kampf die ersten 100 km der polnischen Autobahn, denn nach dem ehemaligen Grenzübergang Forst kommt die Platten-Sprung-Teststrecke. Auf ca. 100 km erwartet uns hier noch der letzte nichtsanierte Autobahnabschnitt der A18. Einige Pausen und eine ausgedehnte Mittagspause in Legnica (Raststätte an der A18) und schon kämpfte ich mich durch die Wirren Breslau´s. Die Stadt empfängt mich schon immer mit neuem Streckenbild, vermutlich fahre ich immer die ältesten Straßen, umfahre also die großzügig angelegten Durchfahrts- und Umgehungsstraßen. Mit meiner konventionellen Streckenführung verbringe ich regelmäßig 1 Stunde mit der W-O-Durchfahrt. Da kommt es auf paar Minuten nicht an und ich genieße das Flair Breslau´s in einem Straßencafé. Dann noch mal kurz den Hahn auf und auf der Schnellstraße S8 nach Sycow. In Sycow angekommen, hatte ich 2 Stunden Zeit, denn mein Freund Ingo, Vorsitzender des VKSVG (Verein zur Klärung von Vermisst- & Gefallenenschicksalen) konnte seine Frau auch nicht so schnell der wunderschönen Innenstadt von Breslau entreisen. Die Gelegenheit nutzte ich um meine Telefonfreundin Renata zu besuchen. Renata arbeitet noch im hohen Alter auf dem ev. Pfarramt in Sycow und hilft mir mit Ihrem Deutschkenntnissen Verbindungen aufzubauen und zu erhalten. Das Treffen mit Ingo klappte Reibungslos und ab ging es nach Trebaczow zu meinem Freund Pastor Eugeniusz Walczak, dem kath. Pfarrer. Unterwegs besuchte ich noch kurz 3 Freunde und  meldete meine Ankunft. Eugeniusz empfing uns sehr freundlich, selbst Ingo und seine Frau hatten nicht im Geringsten so eine herzliche unkomplizierte Atmosphäre erwartet.
Am 2.5.08 fuhren wir dann nach Kobyla Gora zu Exhuminierung
"unserer Soldaten". Der Bus mit den  "jungen Schlesiern" und die Zeitzeugin Frau Hedwig Rybak waren pünktlich am Treffpunkt. Herr Werner Rösler vom VDK verspätete sich auf Grund des Feiertagsverkehr mit seinem Team, so dass wir gegen 11: 00 Uhr vollzählig mit dem Arbeiten am Grab beginnen konnten.
Schon nach ca. 45 Minuten wurden die Überreste des ersten Soldaten gefunden und auch die erste Erkennungsmarke.
Für uns war das der Anlass den Gottesdienst abzuhalten. Der polnische Pfarrer und der hervorragend arbeitende Dolmetscher gestalteten diesen Gottesdienst sehr würdevoll. Die anschließende Ehrenfeier setzte das Zeichen der Verbundenheit. Die jungen Schlesier stimmten das Lied (download hier) an:
" Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite..."

Auch hier, zu einem doch verschieden zu bewertenden Anlass, zeigten die polnischen Gäste oder besser Gastgeber, Toleranz und Achtung.
Die anwesende Polizeipräsens, der Bürgermeister von Kobyla Gora, der zuständige ev. Pfarrer, wir alle sangen bzw. brummten das Lied gemeinsam. An dieser Stelle möchte ich meine Stellung und meine Ziele einfügen, dabei greife ich auf die treffenden Bemerkungen von Wolfgang Leistritz, Leipzig zurück:
"Krawallmacher, Schwachsinn, ewig gestrig - solche Vokabeln sollten beidseitig nicht auftauchen. Argumente zählen. Ich erkenne die Fortschritte mit Polen und freue mich darüber! Auch die Erwähnung eines geschäftstüchtigen Pfarrers ist erlaubt. Damit wird doch kein Volk angefeindet. Das kenne ich noch aus der Vergangenheit, da gab es auch die erwünschte und unerwünschte Wahrheit.
In Polen ist sogar die Familie noch intakt, vorbildlich für uns. Die Polen sind auch viel toleranter, als die Deutschen - Ich bin ein Beispiel dafür! Sie sind angenehm unkompliziert, können hart arbeiten, manchmal härter, als die Deutschen (Beispiel Spargelernte, Bau- und Erntehelfer).
Trotzdem sage ich sogar, die Polen sind das Volk, was uns vielleicht am meisten ähnelt, schließlich sind die Deutschen eine Mischung im Wesentlichen aus Germanen, Römern, Kelten und sehr wesentlich aus
Slawen. Hätten nicht die Nationalisten beider Seiten die Völker immer wieder gegeneinander aufgewiegelt, hätten wir wunderbar neben- und miteinander leben können.
Also nutzen wir die Chance der Zeit, die uns gereichte Hand zu ergreifen. Packen wir es selbst an, denn die Damen u. Herren der obersten Ebene leben nur von Legislaturperiode zur evtl. Nächsten. Wir greifen auf gemeinsame Wurzeln aus Hunderten von Jahren und wir pflegen Bande und Freundschaften für unsere Kinder und Kindeskinder.

Frau Hedwig Rybak war den Rummel um Ihre Person nicht gewachsen. Jeder, ob Pole oder Deutscher, wollte die Berichte über die Zusammenhänge und Erlebnisse aus den letzten Tagen dieser "unserer" Soldaten hören und Antwort auf seine Fragen haben. Man sollte hierbei berücksichtigen, Frau Rybak musste Ihren internen Dolmetscher laufend umschalten.
Herr Schumann der Vereinsvorsitzende der Jungen Schlesier, war sichtlich nervös, denn er befürchtete Gefahr für den weiteren Terminplan.
Am Nachmittag waren 9 Soldaten geborgen und mit 3 Erkennungsmarken werden wieder Nachfahren die Rätsel um Ihren Vater, Bruder, Großvater ... lösen können. Sicher muss ich dann den genauen Ablauf des Massakers hier veröffentlichen, bitte noch Geduld.
Ich führte dann noch Ingo zu weiteren Informanten bezüglich unbekannter Soldatengräber in der näheren Umgebung.
Unsere nächste Anwesenheit im August 2008 wird auch vom VKSVG genutzt um weitere Umbettungen auszuführen. Wir rechnen in den Folgejahren mit mehreren 100 Schicksalsklärungen.
Eigentlich sollte meine Heimreise planmäßig am 4. Mai erfolgen, es wurde leider nichts daraus denn ich konnte mich erst am Nachmittag loseisen. Somit disponierte ich neu, verbrachte den Abend mit neu gewonnen Freunden: 1. der kath. Pfarrer der Nachbargemeinde und 2. mit Richard ein Pole aus dem 50 km entfernten Kepno, der als Lehrer bereits 15 Jahre in Deutschland (Schwarzwald) arbeitet.
Auf meiner Rückfahrt stoppte ich in Höhe Olesnica, nach den ersten 30 km, den Fahrer einer "Golden Wings", sein dt. Motorradkennzeichen war der Grund. Dieser Fahrer war beruflich unterwegs, als Kraftwerktechniker betreut er den Standort um Kepno und war dankbar für meine Hinweise zum Bikertreffen im August. Er versucht nun auch mit seiner Familie überein zu kommen, um am Camp in Trebaczow teilnehmen zu können. Wir fuhren dann gemeinsam die Strecke bis an die Grenze.
Die "Golden Wings" hatte Ihre Garage in Westdeutschland und es trennten sich unsere Wege. Ich fuhr dann auf der A13 in Richtung Dresden, während er über den Berliner Ring Richtung Hannover abdrehte. Die letzten km meiner Fahrt weiß die Presse sehr gut zu beschreiben, leider geht die Realität auf Kosten der Publicity verloren. Hier auf meiner Seite, im Meue unter "Presserummel" einige Auszüge.



 
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